Leonhardiwagen

Die Tradition der Leonhardifahrten ist in Bayern schon viele hundert Jahre alt. Der heilige Leonhard wird verehrt als Schutzpatron der Nutztiere, in heutiger Zeit speziell der Pferde. Als Fürsprecher aller Viehhalter populär geworden, wurde er schließlich zum allgemeinen Nothelfer der Landwirte und zum Heiligen des Bauernstandes ernannt. In Bayern gehört Leonhard sogar zu den vierzehn heiligen Nothelfern. Dort nennt man ihn auch respektvoll den „bayerischen Herrgott“ oder „Bauerngott“.
Leonhard von Limoges (* ca. 500, † 559) war der Sohn einer fränkischen Adelsfamilie und lebte am Merowingerhof. Unterrichtet wurde er von Erzbischof Remigius von Reims, der ihn auch getauft hatte. Als Erwachsener lehnte er die Übernahme eines Bistums ab und zog sich in die Wälder von Limoges (Mittelfrankreich) zurück. Von dort aus begann er zu predigen und kümmerte sich um Kranke, Verkrüppelte und Hilfsbedürftige. Mit großem Erfolg setzte er sich auch für die Freilassung zu Unrecht Gefangener ein, indem er König Chlodwig I. ins Gewissen redete. Es ging auch die Legende um, dass die Fesseln vieler Gefangener abgefallen wären, nachdem sie Leonhard anriefen. Der Legende nach waren der König und die Königin in den Wäldern Limoges auf der Jagd. Doch bei der Königin setzten frühzeitig die Wehen ein. Als er die Schreie hörte, eilte Leonhard der Königin zu Hilfe. Er rettete ihr und ihrem Kind das Leben. Als Dank schenkte ihm der König ein Stück Land im Wald. Leonhard gründete auf seinem Land das Kloster Noblat, das bis heute existiert.

Als Schutzpatron der Gefangenen wurde Leonhard oft mit Ketten dargestellt. Doch bereits nach der Reformation deutete man seine Funktion um, denn die Ketten, mit denen er abgebildet wurde, sah man als Viehketten. Seit dem 13. Jahrhundert wird der heilige Leonhard als Benediktinerabt mit Buch, Stab, Kette, Pferde und Ochsen dargestellt.
Sein Gedenktag ist der 6. November. In vielen Dörfern finden aber die Leonhardifahrten bereits Ende Oktober statt.

Mit dem Namenstag verbunden sind auch folgende Bauernregeln:

Wenn auf Leonhardi Regen fällt, ist’s mit dem Weizen schlecht bestellt.
Wie’s Wetter an Leonardi is‘, bleibt’s bis Weihnachten g’wiss.

Truhenwagen der Ammerbergler

Der Gebirgstrachtenverein „d’Ammerbergler“ beteiligt sich bereits seit vielen Jahrzehnten an der Leonhardifahrt in Peißenberg. Bis 2005 wurde jeweils ein Pferdewagen mit großem Arbeitseinsatz geschmückt. Über die Jahre hinweg kamen auch unterschiedliche Motivwagen zum Einsatz. Seit 2006 haben die Ammerbergler einen hölzernen Truhenwagen angeschafft. Das Schmücken des Wagens gestaltet sich hier deutlich einfacher und weniger zeitaufwändig.

Jährlich wechselnd fahren einmal die erwachsenen Frauen und im nächsten Jahr die Trachtenjugend auf dem Truhenwagen mit. Das prächtig geschmückte Pferdegespann kommt vom „Furrer“ aus Längenlaich.

Probefahrt mit „Ochsengespann“
Weihe des neuen Wagens 2006
Vorbereitungen beim Furrer

Die Leonhardifahrt in Peißenberg findet bereits seit 1898 jedes Jahr am letzten Sonntag im Oktober statt. Rund 150-200 Pferde und zahllose festlich geschmückte Motivwagen sind bei dem Umzug ebenso vertreten, wie die Blaskapellen und Trachtenvereine der umliegenden Ortschaften.
Aufstellung der Wagen ist in der Ludwigstraße. Die Wallfahrt führt zur Kirche „Maria Aich“. Dort findet im Rahmen eines Feldgottesdienstes auch die Segnung der Tiere statt.